Auch in der Tschechischen Republik ist Weihnachten das bedeutendste und beliebteste Fest im Jahr. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten die Tschechen ein Fest mit ganz speziellen kulturellen Inhalten, bei uns auch bekannt als die Böhmische Weihnacht. Diese Böhmische Weihnacht spiegelt in ganz einzigartiger Weise die Kultur des Landes mit den besonderen Riten und Sitten einer faszinierenden Folklore.
Wie in anderen Ländern auch sind Straßen und Geschäfte in den Städten festlich geschmückt und es herrscht – zu ganz „normalen“ Weihnachtszeiten – quirliges Leben voller Vorfreude. Und es ist auch hier ein Fest, das vor allem Kinderherzen höher schlagen lässt.
In Tschechien begeistern in der Weihnachtszeit Museen und Freilichtmuseen mit Bräuchen einer längst vergessenen Zeit. Die Figuren in den Krippen erinnern daran und entlocken Kindern und Erwachsenen unverhohlene Bewunderung. Einige dieser böhmischen Krippen sind in Fertigungstechnik und hinsichtlich Größe einmalig: Die größte Volkskrippe wurde vor ca. 60 Jahren erbaut und umfasst sage und schreibe 1.400 Figuren. Auch die Konzertsäle, Kirchen und Burgen stehen ganz im Zeichen der Weihnacht – zauberhafte Konzerte entführen die Besucher in andere Dimensionen und stimmen auf die staade Zeit ein.
Der 5. Dezember ist auch für tschechische Kinder ausgefüllt mit Spannung und ein bisschen Nervosität: Sankt Nikolaus besucht am Vorabend seines Namenstags alle Kinder in der Tschechischen Republik. Begleitet wird er von Engeln und – ja – Teufeln, als Gegensatz von gut und böse. Und auch wenn so manches Kind doch ein wenig erschrickt, am Ende werden alle mit Kleinigkeiten beschenkt.
Die böhmische Weihnachtskrippen gelten als weltweilt einzigartig.
Neben dem Christkind, dem Ochsen und dem Esel, der Jungfrau Maria mit Josef, den Heiligen Drei Königen und den Hirten mit ihren Schafen sind auch die anderen Überbringer von Geschenken präsent: Musiker, die dem Jesuskind Weihnachtskuchen, Lamm, Mehl, Gans und ein Bierfass bringen. Aber auch ein Jäger, ein Schornsteinfeger, ein Müller, ein Handwerker mit Gesellen, Bauerinnen, Mägde, Knechte, Gastwirte, Nachtwächter, Kinder, Ziegen und Enten sind in der typischen Krippe zu finden. Und über allem schwebt der Verkündigungsenge
Wenn dann der Heilige Abend endlich da ist und alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird die Aufmerksamkeit dem Weihnachtsmenü gewidmet, das auf Familienbräuchen basiert und oft aus Fisch- oder Kartoffelsuppe als Vorspeise und einem panierten Karpfen mit Kartoffelsalat als Hauptspeise besteht.
Viele Tschechen essen nur einmal im Jahr Karpfen – an Weihnachten. Kurz vor dem Fest stehen überall riesige Bottiche in den Straßen und darin schwimmen die Fische aus dem berühmten Karpfenteich im Süden Böhmens.
Die Tschechen schreiben dem Heiligen Abend auch magische Fähigkeiten zu: So bringen angeblich unter den Teller gelegte Fischschuppen Glück und Geld für das ganze kommende Jahr. Auch das Bleigießen wird vollzogen, um das Schicksal vorhersehen zu können. Dazu zählt auch, dass die Tschechen heute noch Äpfel durchschneiden und nach der Form die Zukunft voraussagen: Ein Kreuz im Inneren des Apfels bringt angeblich Krankheit und Tod – ein Stern hingegen Glück und Vermögen.
Eine Tradition besteht auch darin, dass im Haus kein Licht brennen darf, bevor die Sterne am Himmel leuchten. Erst dann wird das Essen serviert. Der Tisch sollte für eine gerade Anzahl von Gästen gedeckt sein, sonst drohen Unglück oder gar der Tod.
Auch darf niemand mit dem Rücken zur Wand sitzen. Und – das Weihnachtsessen sollte aus 9 Gängen bestehen!
Zudem herrscht an Heiligabend Alkoholverbot.
Alle müssen gleichzeitig vom Tisch aufstehen, da in Tschechien stark der Glaube verbreitet ist, dass die Person, welche als erste den Tisch verlässt, im nächsten Jahr als erstes sterben wird.
Auch ist es Tradition, dass alle Essensreste um die Bäume im Garten vergraben werden sollten, damit diese im kommenden Frühjahr reichlich Blüten und Früchte tragen.
Tschechien ist ein Land voller Brauchtum und Mythen. Und es gibt noch so viele Bräuche mehr, als hier erwähnt. Doch es obliegt allein den Familien, welche davon zelebriert werden und welcher Zauber die Herzen am meisten erhellt…