Ein Abschied

Ganz ehrlich – es kommt nicht wirklich überraschend. Schon seit einiger Zeit kündigte sich das Unausweichliche an. Und doch ist dieser Abschied begleitet von einer Menge Melancholie.

Wir wollen es einfach nicht wahrhaben, aber die Anzeichen dafür waren in den letzten Tagen überdeutlich. Die Sonne ist etwas müde geworden und das Licht weicht jeden Tag ein kleines Stückchen mehr zugunsten der Nacht. Die Sonne bereitet sich darauf vor, ihre Vormachtstellung aufzugeben. So manches Mal hat man noch den Eindruck, dass auch sie sich nicht damit abfinden kann, den Sommer mit seinen Sonnenstunden, dieser Leichtigkeit, diesen langen Abenden und lauen Nächten einfach so ziehen zu lassen. Noch wehrt sie sich, hält fest, genau wie wir. Und doch werden wir uns – sehr bald – dem Kreislauf der Natur unterordnen müssen.

Auch wenn uns der Herbst mit seinen faszinierenden Farbenspielen lockt und versucht, uns mit sanften mittäglichen Sonnenstrahlen milde zu stimmen, so vermag er es doch nicht, uns die Illusion eines unvergänglichen Sommers vorzugaukeln.

Er ist vorbei. Schon heute gehört der Sommer 2020 der Vergangenheit an. Eine neue Jahreszeit ist angebrochen und die Natur tritt in ihre Erholungsphase. Wir müssen unseren Lebensstil der neuen Jahreszeit anpassen – das Leben findet wieder mehr indoor statt.

Fällt dieser Abschied in diesem Jahr deshalb so schwer, weil wir erneut gefordert sind und wir nicht wissen, wie das gesellschaftliche Leben in diesem Herbst/Winter aussehen kann? Niemand weiß es. Was wir aber mit Bestimmtheit sagen können: Jammern und wehklagen haben nicht die Macht, die Situation zum Guten hin zu verändern, im Gegenteil. Wir müssen uns mit aller Kraft der Dunkelheit entgegenstemmen und ein Licht anzünden, wo immer es geht. Damit die Zeit hin zum nächsten Frühling schnell vergeht.

Denn er kommt, der nächste Frühling…