Sie lässt sich nicht erzwingen, die Liebe
20. Oktober 2020Aufbruchstimmung! Die richtige Zeit ist jetzt.
27. Oktober 2020Stopp! Es ist genug.
Verantwortung, gegenseitiger Respekt, Achtung.
Viele Unternehmen propagieren diese Werte in ihrer Management-Philosophie. Außerdem behaupten sie, Kundenorientierung auf einem Niveau zu leben, das dem der Mitbewerber bei weitem überlegen ist. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Mitarbeiter gesucht, die Verantwortungsbewusstsein, Risikobereitschaft und Disziplin leben. Nur so können derartige Unternehmensziele erreicht werden. Doch überlebensfähig ist heute nur das Unternehmen, welches auch mit Einzigartigkeit punkten kann. Und dafür muss eine ganz besondere Unternehmenskultur geschaffen werden.
Ist es richtig, dass der Druck noch nie so hoch war wie heute?
Ist es tatsächlich so, dass der menschliche Zusammenbruch in der modernen Arbeitswelt unausweichlich ist?
Doch wie lässt sich das begründen, wenn man bedenkt, dass Mitte des 19.Jahrhunderts die Durchschnittsarbeitszeit pro Woche in Deutschland bei rund 82 Stunden lag und seit den Neunzigerjahren 35 Wochenstunden die Regel sind?
Ist alles wirklich so viel stressiger geworden?
Liegt es daran, dass man glaubt, selbst bei totaler Erschöpfung noch eine gute Figur machen zu müssen?
Und wer ist Schuld an dieser Erschöpfung? Der Arbeitgeber, Kunden, Kollegen, Mitmenschen?
Sind die Empfindungen heute so viel anders gelagert?
Und sind es immer die anderen, die für einen Burnout verantwortlich sind?
Es gibt bisher keine eindeutige wissenschaftliche Definition für dieses Krankheitsbild. Das bedeutet, dass es sich um keine anerkannte Krankheit handelt, obwohl die Symptome Hinweise auf die Ursache psychischer Probleme geben. Probleme, hinter denen sich eine anerkannte Krankheit verstecken könnte. Aber zumindest erfährt Burnout im Gegensatz zu anderen psychischen Erkrankungen soziale Akzeptanz.
Aber weshalb verbreitet sich das Burnout-Syndrom so schnell?
Burnout passt verdammt gut zu unseren Werten, zu unserer Kultur. Schließlich hat man sich als Mensch mit Burnout beinahe zu Tode gearbeitet (oder es zumindest vorgegeben). Man hat alles getan – für die Firma, für die Gesellschaft, für den Partner.
Es ist nicht wegzudiskutieren, dass es um immer mehr Leistung in immer weniger Zeit geht. Aber das ist nicht der einzige und nicht der wesentliche Grund für das Erschöpfungssyndrom. Bei unserer Form der Leistungsgesellschaft trägt vor allem der Kontrollmechanismus – auch in der Mitarbeiterführung – seinen Teil dazu bei. Man spricht von Gemeinschaft, doch gemeint ist leider allzu oft Kontrolle. Man sagt Leistung und meint Fleiß. Doch Fleiß bedeutet nicht zwangsläufig, dass man etwas besonders herausragend macht, sondern nur heftig. Fleiß bedeutet auch nicht, jeden Tag bis Mitternacht zu arbeiten, sondern, in „normalem“ Zeitaufwand die richtige Lösung zu realisieren. Fleißige setzen oft das um, was andere sagen, ohne darüber nachzudenken.
Wo leben wir denn jetzt? Mehr in einer Fleißgesellschaft oder doch in einer Leistungsgesellschaft? Wie unterscheidet sich Leistung von Fleiß?
Leistung ist, wenn Arbeit und Tätigkeiten Sinn machen, nicht etwas zu tun, was andere vorschreiben. Und Leistung muss sich wieder lohnen.
Wer weiß, wann es genug ist, ist gegen Burnout gefeit. Das ist die beste Waffe gegen Fremdbestimmung. Denn das Gefühl des Ausgebranntseins ist fast immer die Folge von Fremdbestimmung.
Und dabei ist doch nichts endgültig. Jeder von uns kann sich jeden Tag neu entscheiden.
Noch bevor der Burnout an die Tür klopft…