Wo Rentiere zuhause sind
12. Dezember 2020Weihnachten und die Iren
14. Dezember 2020Tiefer Glaube – kein Konsum
In Äthiopien beginnt Weihnachten erst am 6. Januar, da sich die in Äthiopien lebenden Christen am julianischen und nicht am gregorianischen Kalender orientieren. Weihnachten in Äthiopien – das bedeutet gigantische kirchliche Feierlichkeiten, die etwa 6 Stunden andauern. Tausende Menschen treffen sich in weißer Kleidung in und vor den Kirchen, um die Geburt Christi und das Ende der vorweihnachtlichen Fastenzeit zu feiern. Diese Fastenzeit spielt in Äthiopien eine wichtige Rolle, dient sie doch dazu, Körper und Geist zu reinigen. Während der 43-tägigen Fastenzeit sind die Gläubigen dazu angehalten, auf tierische Lebensmittel als auch auf Genussmittel zu verzichten.
Beim Betreten der Kirche tragen viele Gläubige auch weiße Tücher über Kopf und Oberkörper. Jeder trägt eine Kerze mit sich, die dann bei der Prozession entzündet wird. In Äthiopien ist es Sitte, dass sich Frauen und Männer getrennt von einander in der Kirche einfinden. Haben alle ihre Plätze eingenommen, stimmen die Priester altbekannte Weihnachtslieder an, die dann von der Gemeinde gesungen werden.
Nach dem Gottesdienst folgen Prozessionen, denen sich alle Gemeindemitglieder mit ihren entzündeten Kernzen anschließen. Diese Prozessionen dauern meist bis in den frühen Morgen.
Nach der Weihnachtsmesse bereiten die Menschen die Feierlichkeiten Zuhause vor. Da die Fastenzeit nun beendet ist, wird mit einem oftmals sehr üppigen Festmahl, an dem die ganze Großfamilie teilnimmt, gefeiert. Geht es in Deutschland an diesenTagen eher besinnlich zu, feiern die Äthiopier völlig anders: Traditionelle Tänze zu rhythmischer Trommelmusik beherrschen die Feierlichkeiten.
Doro Wat – das äthiopische Nationalgericht – eine sehr scharfe Chili-Soße mit Hühnerfleich und Eiern, die zusammen mit anderen Soßen und einem dünnen Sauerteig-Fladenbrot verzehrt wird – ist in vielen Familien auch das traditionelle Essen zu Weihnachten. In einigen Familien wird extra zu Weihnachten ein Schaf geschlachtet.
In Äthiopien ist es undenkbar, an solchen Tagen alleine zu essen und zu trinken. So wird die Fastenzeit mit der ganzen Familie, mit Freunden und Nachbarn beendet – und das dauert mehrere Tage! Man besucht sich gegenseitig und feiert zusammen. Zu diesen Besuchen werden Stücke des traditionellen Weihnachtsbrotes (Ye Genna Dabo), das hauptsächlich aus Vollkornmehl besteht und umhüllt von Bananenblättern gebacken wird, mitgebracht.
Auch die Armen werden nicht vergessen! Besonders an diesen Tagen werden sie reichlich mit Essen beschenkt.
In Äthiopien ist Weihnachten ein Fest des Glaubens.
Um an diesem Tag mit anderen Gläubigen in einer Kirche Weihnachten zu feiern, nehmen viele Menschen so einiges auf sich: Nicht selten pilgern sie viele Tage – wenn nicht Wochen – nach Lalibela (als Ersatz für eine Pilgerreise nach Jerusalem), um an Weihnachten Tausende von Kerzen in der Kirche, auf dem Dach und in der Menge brennen zu sehen. Denn dann wissen sie: Jesus ist geboren!
Und für sie hat sich alle Mühe gelohnt…