Wer in Italien caffè sagt, mein Espresso. (Guter) Kaffee ist untrennbar mit italienischem Lebensgefühl verbunden – wie Pasta und Wein. Doch Kaffee ist auch das Lieblingsgetränk der Deutschen und liegt auf der Rangliste noch vor Bier und Wasser. 2006 rief der Deutsche Kaffeeverband den Internationalen Tag des Kaffee’s ins Leben, der seither jedes Jahr am 1. Oktober zelebriert wird. Hersteller, Röstereien und Kaffeeliebhaber frönen ihrer Kaffeeleidenschaft und zelebrieren diesen Tag mit Veranstaltungen, Aktionen und Verkostungen, auf welchen spannende Neuigkeiten und leckere Kreationen des beliebten Heißgetränkes ausgetauscht werden.
Kaffeekapselmaschinen, Kaffeevollautomaten, Siebträger, Espressokocher, Filtermaschinen, das Aufkochen in der Mokkakanne oder die gute alte Methode des Handfilterns – nie gab es mehrere Arten, Kaffee zuzubereiten. Jedes Land zelebriert seine ganz eigene Kaffeekultur.
Ein kleiner Ausflug…
Kaffee… sofort denke ich an caffè – und schupp – bin ich schon 450 km südlich, über dem Brenner, sitze in meiner Lieblingsbar direkt am See und genieße mit einem seligen Lächeln den besten Cappuccino überhaupt. Klar, ein Teil dieses Grinsens beruht auch auf der Glückseligkeit, dem Alltag für einige Zeit entflohen zu sein und endlich wieder italienisches Lebensgefühl zu atmen.
Aber das ist eine andere Geschichte.
In Italien ist caffè immer Espresso, Und genau dieser Espresso ist die Grundlage italienischer Kaffeekultur. Espresso, Espresso doppio, Espresso Macchiato, Cappuccino, Latte Macchiato… die Liste der Kaffeekreationen ist lang. Es ist schon einige Zeit her, aber der erste italienische Kaffee wurde auf venezianischem Boden getrunken, doch es ist Neapel, das sich am meisten mit Kaffee identifiziert. Grund dafür ist eine mehr als herzliche, liebevolle Tradition: Neben dem eigenen Espresso besteht die Möglichkeit, in der Bar einen caffè sospeso zu bezahlen, also einen „aufgehobenen“ Espresso, der dann auf jemanden wartet, der sich selbst einfach keinen leisten kann. Damit wirklich jeder in den Genuss kommt…
Es gab einmal eine Zeit, da verstanden die Amerikaner rein gar nichts von Kaffee, bis 1971 Starbucks kam und den amerikanischen Kaffeemarkt revolutionierte. Die Idee, welche der Gründung der identisch ausgestatteten Coffee-Shops zugrunde lag, war, Kunden das Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln, überall finden sie exakt die gleichen Produkte vor. Cafè Americano gilt zwar nach wie vor als Spitzenreiter, aber die Bandbreite wurde im Laufe der Jahre um den Iced Coffee, Frapuccino und den Flavored Coffee erweitert. Der Cafè Americano als übergroßer Coffee to go ist nach wie vor ein elementarerer Bestandteil amerikanischer Kaffeekultur.
Auch die Griechen trinken Kaffee: griechischer Kaffee, Cafè Frappè und Mokka führen die Beliebtheitsskala an. Bestellt man in Griechenland einfach Kaffee, dürfte manch einer große Augen bekommen – in der Tasse ist ein Nes, ein Instantkaffee.
Ganz anders in Brasilien, dem Kaffeeland Nummer 1! Brasilien gilt als weltgrößter Kaffeeproduzent. Optimale klimatische Bedingungen verhelfen den Kaffeeplantagen zu enorm hohem Ertrag. Bekannt ist der brasilianische Kaffee für seine Arabica-Bohnen. Brasilianischer Kaffee zeichnet sich durch eine immense Geschmacksvielfalt aus, was der abwechslungsreichen Landschaft Brasiliens zuzuschreiben ist. Kein Wunder, dass Brasilien für zahlreiche Kaffeespezialitäten und -rituale berühmt ist.
Cafezinho ist wohl am bekanntesten und es ist Teil des Alltags, dazu einzuladen oder eingeladen zu werden. Dieser kleine, starke Kaffee, der wie ein Espresso serviert und getrunken wird, setzt auch voraus, seinem Gastgeber ein paar Minuten Zeit zu schenken, sich ihm zuzuwenden, zuzuhören, sich auf ihn einzulassen. Und sei es nur für die kurze Dauer, die das Trinken eines Cafezinho in Anspruch nimmt.
Alles andere käme einem Affront gleich.
Doch Kaffee bedeutet für die Brasilianer nicht nur Genuss, Kaffee ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor, rund 60 % der Kaffeebohnen gehen in den Export.
Wer denkt schon bei Kaffee an Japan? Natürlich ist die japanische Teezeremonie untrennbar mit der japanischen Kultur verbunden und grüner Tee das meistgetrunkene Getränk Japans, aber es gibt auch Kaffee in Japan. In Japans Kaffeehäusern, den Kissaten, wurde ursprünglich Tee getrunken, aber heute zählt Kaffeetrinken genauso zur Tradition. Hochwertige Qualität der Kaffeebohnen und das handwerkliche Geschick des Kissaten-Inhabers entscheiden über den Kaffeegenuss. Doch leider wandern immer mehr Besucher der Kissaten ab und entscheiden sich für die amerikanische Kette Starbucks. Verrückte Geschmacksrichtungen, schnell an der Theke bestellen und dann in Pappbechern to go. Das ist in Japan hipp.
Die Kunst, das Leben zu genießen, wird in Frankreich vollendet gelebt. Kaffee ist dabei wichtiger Bestandteil des Genusses. Die Franzosen bevorzugen die Zubereitung in der French-Press: Kaffeefilter, heißes Wasser, frisch gemahlene Kaffeebohnen – Kaffee, wie die Franzosen ihn lieben. Cafè ist auch in Frankreich ein Espresso, aber wie und wann bestellt man Milchkaffee richtig? Cafè au lait trinken die Franzosen ausschließlich zum Frühstück. Und zwar nur zum Frühstück. Also nicht in die Touristenfallen tappen…
Vietnam ist nach Brasilien der zweitgrößte Kaffeelieferant: Das Besondere vietnamesischer Kaffeebohnen liegt in der Röstung. Vietnamesen rösten die Bohnen nämlich in Butter oder Speiseöl und zwar so lange, bis die Bohnen eine sehr dunkle Farbe annehmen. Diese Art zu rösten gilt als sehr schonend, da das volle Aroma erhalten bleibt. Vietnamesischer Kaffee wird auf ganz eigene Art und Weise zubereitet und unterscheidet sich grundlegend von den hier in Deutschland bekannten Methoden. Eine ganz besondere Kaffeee-Spezialität in Vietnam ist Kaffee mit Eischaum.
Den höchsten Kaffeekonsum weltweit haben die Finnen. Bei ihnen ist Kaffee das Nationalgetränk, zudem gibt es in Finnland gesetzliche Kaffeepausen: Jedem Arbeitnehmer steht 2 x täglich eine 15minütige Kaffeepause zu. Finnen rösten und mahlen gerne selbst, dazu kaufen sie Light Roast Bohnen. Hell gerösteter Filterkaffee – Khari – so trinken die Finnen ihren Kaffee am liebsten.
Tequila, Tacos – Mexiko! Mexiko liegt auf Platz 10 der größten Kaffeeproduzenten. Und obwohl das Land für den Anbau der aromatischen, milden Arabica-Bohnen bekannt ist, hat Mexiko nicht wirklich eine Kaffee-Kultur. Am bekanntesten ist der Cafè de Olla, der süß, mit braunem Zucker und Zimt, meist aus alten Tontassen, getrunken wird.
Wie auch immer – jedes Land hat seine ganz eigenen Vorlieben, seine ganz eigene Lebensart. Und wenn der Italiener schon allein bei dem Gedanken daran, seinen „caffè“ aus dem Pappbecher trinken zu müssen, hyperventiliert, rennt der New Yorker schnell um die Ecke und holt sich einen übergroßen Coffee to go.
Okay, zugegeben, ich bin näher am Italiener. Weil für mich ein Pappbecher nicht mit italienischem Lifestyle vereinbar ist. Und weil mein Cappuccino einfach unvergleichlich schmeckt, aus den typischen Cappuccino-Tassen, während mein Blick versonnen über den See gleitet und ich schon von pasta e vino träume.
Ciao amore…