In der Heimat des Weihnachtsmanns
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Dauerhafter Frieden – das ist das, was sich die Menschen in Syrien am meisten wünschen.
Nach Jahren des Dauerbeschusses von Regierungstruppen und deren russischen Verbündeten, einer Schlacht, die Tausenden von Menschen das Leben kostete und Teile Aleppos in Schutt und Asche legte, feierten die in Aleppo lebenden Christen 2019 wieder Weihnachten in vollen Säulenhallen.
Auch wenn niemand genau weiß, wie viele Christen heute noch in Aleppo leben, feierten diese auch während der schlimmsten Zeit dort Weihnachten, wenn auch unter völlig anderen Voraussetzungen: Im ganz kleinen Kreis, in Kellern – und dann auch nur in Vierteln, das mehrheitlich von Christen bewohnt war.
Seit Beginn des Krieges stehen die christlichen Gemeinden zwischen den Fronten. Jene, die Geld auftreiben konnten, flohen, die anderen versuchten bei ihren Glaubensbrüdern Schutz zu finden. Eine Rückkehr der Geflohenen in ländliche Gebiete ist bis heute noch nicht möglich, von den rund 150.000 Christen, die vor Beginn des Bürgerkrieges im Nordosten des Landes lebten, sind nur wenige Tausende übrig geblieben.
Die Abwanderungen werden von den zurückgebliebenen Christen als Exodus bezeichnet. Und die kirchlichen Oberhäupter machen sich berechtigte Sorgen darüber, wie man diesen Exodus verlangsamen bzw. verhindern kann. Denn diese Entwicklung birgt eine nicht zu unterschätzende Gefahr in sich, die entsteht, wenn kein Multikulturalismus das Gesellschaftsbild Syriens mehr prägt.
So hoffen die in Syrien lebenden Christen, dass Weihnachten langfristig wieder ein fester und aktiver Bestandteil ihrer Kultur wird. Dazu gehören große Feiern in Kirchen und Kathedralen, singende Chöre und lange Gebete. Pfadfinder, die vor den Kirchen Stellung beziehen, um das Fest einzutrommeln, gehören ebenfalls dazu. Bunt geschmückte Weihnachtsbäume dürfen nicht fehlen, auch wenn diese größtenteils künstlich sind.
Viele Jahre haben die gläubigen Christen Weihnachten gefeiert, wie in anderen Ländern auch: Syrische Kinder steckten ihren Wunschzettel in einen Strumpf, die Menschen spendeten gebrauchtes Spielzeug und Kleidung, was die Kirchen dann unter den Bedürftigen aufteilten. An Heiligabend trafen sich die Familien nach dem Kirchgang und um Mitternacht wünschten sich alle „Frohe Weihnachten“. Und „Papa Noel“ brachte die Geschenke…
Das war vor dem Krieg und viele Christen sind geflohen.
Inwieweit die Zurückgebliebenen ihre liebgewonnenen Traditionen zelebrieren können…
Früher war Weihnachten in Syrien bunt und strahlend. Dann kam der Krieg. Und alles wurde anders. Weihnachten findet heute vor allem Zuhause statt – bei Kerzenlicht und ohne elektrische Leuchten.
Kaum eine Familie, die nicht einen geliebten Menschen verloren hat. Und doch schaffen es die Christen in Syrien, diese Worte auszusprechen: Milad Majid. Frohe Weihnachten.
Weil sie Trost spenden und Hoffnung machen. Auf ein morgen, an dem ein halbwegs normaler Alltag ohne Krieg, Terror, Hunger und Elend wieder möglich sein kann.