Wenn alles anders ist
16. Dezember 2020Wo die Stille Nacht nicht leise ist…
18. Dezember 2020Wie Indien Weihnachten zelebriert
Lediglich 2,5 % der indischen Bevölkerung sind Christen. Doch das, was sich vergleichsweise wenig anhört, ist bezogen auf die Gesamtbevölkerung Indiens ganz schön viel – nämlich rund 30 Millionen Menschen!
Die meisten dieser Christen leben in Kerala, Tamil Nadu, Goa, Manipur, Mizoram und in Mumbai, wo es eine große christliche Gemeinde gibt. Tatsächlich ziehen dort zur Weihnachtszeit oft ganze Scharen Weihnachtsmänner durch die Straßen.
Da der Großteil der dort lebenden Christen dem römisch-katholischen Glauben angehört, hat auch die Mitternachtsmesse an Weihnachten eine ganz besondere Bedeutung. Die gesamte Familie besucht in einer mit Kerzen und roten Weihnachtssternen geschmückten Kirche den Gottesdienst, der oft 3 Stunden und länger dauert und das indische Weihnachtsfest einläutet. Danach feiern die in Inder ein großes Fest mit leckeren Speisen, bei dem verschiedene Currys nicht fehlen dürfen. Und dann wird in ausgelassener Stimmung gegeiert gesungen und getanzt. Nicht selten wird auch ein Freudenfeuer entzündet.
Am Morgen des 25.12. wird in Indien ein ganz besonderer Brauch zelebriert, der in anderen Ländern völlig unbekannt ist: Dem Familienoberhaupt wird feierlich, mit Glück- und Segenswünschen für die Zukunft, eine Zitrone überreicht. Zitrone und Handlung symbolisieren die Wertschätzung der Familie.
Als Weihnachtsbaum muss eine Bananenstaude, ein Bambus oder auch ein Mangobaum herhalten. Diese werden mit Lichterketten und schillerndem Lametta behängt. Die Devise: Bunt muss es sein!
Mangoblätter dienen auch dazu, die Wohnungen und Häuser in dieser Zeit zu schmücken.
In Südindien leben die Menschen eine schöne Tradition: Sie stellen auf ihre (flachen) Dächer oder Mauervorsprünge brennende Öllampen und zeigen damit ihren Nachbarn und jedem, der vorbeigeht, dass Jesus das Licht der Welt ist.
In Mumbai isst ein wahrer Wettbewerb darüber entflammt, wer die schönste Krippe hat. Die Familien stellen ihre Krippen in die Fenster, um zu beweisen, dass die beste und wahrhaftigste Krippe in ihrem Hause beheimatet ist.
Manche Familien hängen große, sternförmige Lampen zwischen die Häuser. Geht man abends durch die so geschmückten Viertel hat man das Gefühl, unter einem Sternenhimmel zu wandeln.
Während dieser Zeit trägt auch jeder Haushalt Sorge dafür, auch genügend Süßigkeiten vorrätig zu haben. Man weiß ja nie…
Auch im Nordwesten haben die Menschen ihre ganz eigenen Sitten. Dort gehen sie während der Weihnachtszeit Nacht für Nacht auf die Straße, umrunden Dörfer und erzählen in ihren Liedern die Weihnachtsgeschichte.
In Kerala, das im Südwesten des Landes liegt, leben ca. 22 % Christen. Dort ist Weihnachten ein sehr wichtiges Fest. Die traditionellen Christen fasten die ganze Fastenzeit hindurch – vom 1. bis 24. Dezember. Die Fastenzeit endet mit der Mitternachtsmesse an Heiligabend. Jedes Haus ist mit einem Weihnachtsstern, der ab Anfang Dezember in jedem Schreibwarenladen erhältlich ist, dekoriert. Und auch hier ist die Krippe nicht nur in Kirchen, sondern auch in vielen Privathaushalten Symbol der Weihnacht.
In Indien findet die eigentliche Bescherung am Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages statt. Father Christmas oder Santa Claus kommt mit einer Pferdekutsche und beschenkt die braven Kinder. Und wenn die Kinder morgens aufstehen, hängen die Geschenke in den Bananenstauden oder Bambusbäumen. Ein großes Feuerwerk in der Gemeinde beendet die Weihnachtsfeierlichkeiten.