
wer wachsen will
8. September 2020
Ein Abschied
22. September 2020Im Jahr 2001 verabschiedete die UN-Generalversammlung eine Resolution, die eine friedvolle Welt zum Ziel hat: Jedes Jahr am 21. September soll der INTERNATIONALE TAG DES FRIEDENS begangen werden mit dem Ziel, Menschen für das Ungleichgewicht in unserer Welt zu sensibilisieren, sie wachzurütteln, um sich für den Frieden in unserer Welt stark zu machen.
Doch hat sich der Weltfriedenstag in irgendeiner Weise positiv auf den Weltfrieden ausgewirkt? Nein. Jeden Tag bestimmen in vielen Ländern der Erde gewaltsam ausgetragene Konflikte das Geschehen. Probleme zwischen Staaten und Bevölkerungsgruppen, deren Ursache kulturell-religiösen Ursprungs sind, können genauso wie wirtschaftliche, politische oder historisch bedingte Konflikte Auslöser für Kriege darstellen. Egal, welche Ursache einem Krieg zugrunde liegt, das Ergebnis ist immer das Gleiche: Tod, Hunger, Armut, Krankheit, Folter, Verfolgung, Flucht, Missbrauch, Gefangenschaft…
Internationaler Tag des Friedens. Und dabei brodeln auf unserer Erde Krisenherde unvorstellbaren Ausmaßes. Schaut man nur auf die größten Krisenherde 2020, erschließt sich die Bedeutung einer humanitären Katastrophe:
Allein in der Zentralafrikanischen Republik sind 2,6 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen, das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung. 600.000 Menschen wurden landesintern vertrieben und nochmal so viele sind in Nachbarländer geflohen. An dieser katastrophalen Lage werden wohl auch die für Dezember 2020 anberaumten Wahlen nichts positiv verändern, im Gegenteil, es wird eine Verschärfung der Spannungen befürchtet.
In Somalia sind seit 1991 mehr als 5 Millionen Menschen ohne humanitäre Hilfe nicht überlebensfähig, rund 1 Million sind von Hunger bedroht. Der anhaltende Terror durch militante Gruppen ist täglich präsent und eine ständige Gefahr für das Leben der Menschen.
In Burkina Faso ist die Situation nicht wesentlich anders. Dort ist sogar seit 2019 eine erhebliche Verschlechterung der humanitären Lage auszumachen, was sich in einem massiven Anstieg von Vertreibungen zeigt. Zudem wird durch die andauernden Konflikte der Zugang zu medizinischer Versorgung, zu Bildung und anderen diversen Dienstleistungen immer schwieriger.
Der seit 2013 andauernde Bürgerkrieg im Südsudan forderte das Leben von 400.000 Menschen, 7,5 Millionen sind hilfsbedürftig. Halten die Ausschreitungen weiter an, ist die Hilfe für diese Menschen in Gefahr. Zudem haben die Menschen dort einen weiteren Feind – ausgehend von der Demokratischen Republik Kongo hat das Ebola-Virus auch den Südsudan erreicht und breitet sich nahezu ungehindert weiter aus. Auf ein derartig pandemisches Geschehen ist das Land in keinster Weise vorbereitet.
Und Afghanistan? Es gibt ein Buch darüber mit dem Titel „NACH AFGHANISTAN KOMMT GOTT NUR NOCH ZUM WEINEN“… Es beschreibt das Elend sehr treffend, sehr zu Herzen gehend und dennoch real. Über 2 Jahrzehnte dauert nun der Konflikt. Das hat zur Folge, dass 9,4 Millionen Menschen – das sind immerhin 25 % der Bevölkerung – ohne Hilfe von außen keine Chance auf Leben haben. Und auch hier ist mit keiner Stabilisierung zu rechnen, im Gegenteil: ein Anstieg der zivilen Opfer und der Hilfsbedürftigen ist bei weitem wahrscheinlicher.
Politische und wirtschaftliche Turbulenzen in Venezuela stürzten 94 % der Haushalte in Armut. 80 % der Bevölkerung haben nicht genügend zu essen, Tausende verlassen jeden Tag das Land. Als Folge einer Inflation fehlt es an Nahrungsmitteln, Medikamenten und sogar an Wasser.
Auch in Nigeria dauert die Gewalt an. Immer mehr Dörfer werden überfallen. Die Menschen fliehen. Man spricht von über 2 Millionen Vertriebenen und Hunderttausenden, die in Nachbarländern Zuflucht suchten. Mehr als die Hälfte der 13 Millionen in dieser Gefahrenregion benötigen humanitäre Hilfe.
Wer die Situation in Syrien verfolgt, weiß um die Hoffnungslosigkeit der Menschen dort. Seit 2011 ist mehr als die Hälfte der Menschen durch den Konflikt innerhalb des Landes vertrieben worden – und 6 Millionen Menschen sind bereits aus Syrien geflohen! Das sind ca. 65 % der Gesamtbevölkerung Syriens! Es besteht nach wie vor die Gefahr einer Eskalation und daraus resultierend der Vertreibung von noch mehr Menschen. Ohne massive Soforthilfe und langfristige Unterstützung…
In der Demokratischen Republik Kongo sind 15,9 Millionen absolut hilfsbedürftig, über 15 Millionen leiden unter der krisenbezogenen Nahrungsmittelknappheit. Zudem kämpft das Land erbittert gegen einen mächtigen Gegner –Ebola –mit wenig Aussichten auf einen Sieg.
Und dann ist da noch der Jemen, der zum wiederholten Mal die Rangliste der 10 größten Krisen weltweit anführt. Für 80 % der Bevölkerung ist humanitäre Hilfe existenziell. Das kriegsgebeutelte Land steht vor einem Horrorszenario: Zu Krieg, Hunger und Cholera gesellt sich jetzt noch COVID-19. Nach 5 Jahren Krieg ist das Gesundheitssystem praktisch nicht mehr vorhanden. Die COVID-19-Todesrate spricht Bände. Die Wirtschaft bricht komplett zusammen, die Zahl unterernährter Kinder steigt signifikant an: 24 Millionen Kinder drohen, dem Hunger zum Opfer zu fallen. Jemen – ein Land am Abgrund.
Ist ein Grund für dermaßen ausgeprägte globale Probleme die Tatsache, dass ausschließlich nationalstaatliche Interessen im Vordergrund stehen? Welche Rolle spielen dabei reiche Länder?
Höchste Zeit für international abgestimmte Agilität! Für konstruktive Zusammenarbeit.
Es genügt längst nicht mehr, wenn Staaten nur sich selbst retten wollen. Unsere Aufgabe ist es, Konfliktpotenzial zu entschärfen, Probleme zu lösen und nicht anzuheizen. Für Menschen, die in Krisen- und Pandemiegebieten leben, muss der Zugang zu humanitärer Hilfe gesichert sein. Es liegt in unserer Verantwortung, die Risiken für noch mehr Elend auszuschalten. Und auch wenn wir mit großen Augen, aus denen ein gehöriges Maß an Ratlosigkeit spricht, vor diesen gigantisch anmutenden Problemen stehen, besteht kein Grund zur Resignation. Wir müssen nur beginnen, etwas zu tun. Wir müssen uns für die einsetzen, die schwächer sind als wir und es ist unsere menschliche Pflicht, die zu unterstützen, die so viel weniger haben als wir.
Das ist schon mal ein Anfang.
Egal, wie winzig klein der Schritt auch anmuten mag, es ist ein Schritt auf dem Weg zum Ziel. Ein Ziel, das FRIEDEN heißt. Damit das, was Mahatma Gandhi schon sagte, wahr wird:
„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“
2 Comments
„Imagine all the people
living life in peace
You may say I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will live as one….“
Es ist eine Vision, die wir niemals verlieren dürfen: Dass alle Menschen in Frieden leben können. Oder zumindest in einem Zustand, was Frieden sehr sehr nahe kommt…