Virginias Brief
27. November 2020Weihnachten in Polen
1. Dezember 2020Weihnachtszeit in Italien – Il periodo natalizio
Ich sehe genau, wie Ihr lächelt! Natürlich… wie könne es auch anders sein… ich beginne mit meinem Lieblingsland. Für all die Menschen dort, die mir so viel bedeuten. Und die ich jetzt nicht sehen kann.
Wie feiern die Menschen in unserem Lieblingsnachbarland Italien die Weihnachtszeit?
Sind die Traditionen ähnlich wie bei uns in Deutschland? Worauf legen sie besonderen Wert? Und worin bestehen die Unterschiede?
Eine Spurensuche der Emotionen…
Während für uns Deutsche der Adventskranz den Inbegriff der Adventszeit bedeutet, ist dieser Brauch in Italien weitestgehend unbekannt. Zwar findet man in Kirchen oder auf öffentlichen Plätzen auch Adventskränze, kaum aber in Familien, da in Italien Kränze mit Beerdigungen in Verbindung gebracht werden.
In Italien ist die Weihnachtszeit vor allem Für Kinder der reinste Geschenke-Regen, sie werden nämlich gleich viermal beschenkt:
Den Anfang macht der Nikolaus, am 5./6.12. bringt San Nicolò Geschenke, in der Nacht vom 12. zum 13. Dezember stellen Kinder einen Teller mit grobem Salz, Maismehl (für den Esel) und ein Glas Wein oder Grappa für die Heilige Lucia vor die Tür und am Morgen finden sie dann Süßigkeiten, Nüsse, Mandarinen und so manches Spielzeug.
Santa Lucia, die Botin des Lichts, lebte vor mehr als 1600 Jahren auf Sizilien. Sie schlich nachts zu den Armen und brachte ihnen Lebensmittel. Um den Weg dorthin zu beleuchten und beide Hände zum Tragen der Lebensmittel frei zu haben, setzte sie sich einen Lichterkranz auf den Kopf. Die Heilige Lucia vermachte ihr gesamtes Vermögen den Armen.
Es ist ein alter und schöner Brauch, der auch heute noch oft gelebt wird: An diesem Tag „Torrone die poveri“ wird für die Armen eine Mahlzeit, bestehend aus Kichererbsen, die so lange gekocht werden, bis eine feste Masse entsteht, zubereitet.
Der Heiligabend – Vigilia di Natale – galt früher als Fastentag. In vielen Familien wird, wie auch am Karfreitag, auf Fleisch verzichtet und es kommt Fisch, traditionell Stockfisch, auf den Tisch.
Um Mitternacht gehen alle in die Mette, danach wird weitergefeiert.
Am 25.12. – a Natale – trifft man sich am Mittag mit der ganzen Familie (Kinder, Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten, Geschwister, Cousinen, Cousins…) und es wird geschlemmt, was das Zeug hält.
Auch das große Geschenkeauspacken findet am 25.12 statt. Geschenke, die Babbo Natale brachte…
In Italien werden zu Weihnachten – anders als in Deutschland – keine Plätzchen gebacken. Dafür gibt es ganz besondere Kuchen oder süße Teilchen. Der bekannteste Kuchen ist sicher der Panettone. Und dieser Panettone ist es auch wert, dass seine Geschichte erzählt wird:
Es begab sich am Hofe von Ludovico il Moro am Ende des 15. Jahrhunderts, dass der Küchenchef am Heiligen Abend die Süßspeise verbrannte. Toni, der Küchenjunge, konnte die Verzweiflung seines Chefs nur allzu gut nachfühlen und handelte: „Wir hatten noch ein wenig Mehl, Butter, Eier die Schale der Zeder und ein paar Rosinen. Daraus habe ich diese Nachspeise gebacken“.
Der Küchenchef nahm den Kuchen und servierte ihn den vornehmen Gästen. Zitternd wartete er hinter einem Vorhang versteckt auf die Reaktion der Gesellschaft. Diese war schlichtweg begeistert! Als der Herzog vom Küchenchef den Namen dieser Köstlichkeit wissen wollte, sagte dieser: „L’è l pan del Toni“, das Brot von Toni (panettone).
Panettone gehört in Italien zu Weihnachten und ist fester Bestandteil der Festivitäten.
Am 6. Januar kommt dann die Weihnachtshexe Befana auf ihrem Besen geflogen und beschenkt brave italienische Kinder mit Süßigkeiten. Den unartigen Kindern hinterlässt sie ein paar Kohlestücke.
So war es all die Jahre: Ein großes Fest im Kreise seiner Lieben.
2020 ist der Kreis derer, die gemeinsam Weihnachten feiern dürfen, bedeutend kleiner. Doch wie ich die Italiener *innen kenne, werden sie selbst dieser Situation noch etwas Gutes abgewinnen.
Weil wir im Herzen ja ohnehin vereint sind. Und weil auch 2021 wieder Weihnachten sein wird…
BUON NATALE!